Wenn ich gefragt werde:
„Wie schreiben Sie?“,
antworte ich, ohne zu zögern:
„Ein Wort nach dem anderen.“
(Stephen King)
Lesen ist eine Leidenschaft von mir. Bevor ich Schuhe oder Handtaschen shoppen gehe, kaufe ich Bücher. Es ist etwas wunderbares, in andere Welten ein- und abzutauchen à la Audible: „Ich bin nicht Hanna aus dem Controlling, ich bin ein Experiment außer Kontrolle. Oder die strickende Oma, die nicht strickt, sondern die Fäden im Hintergrund zieht. Dass ich mal selbst Bücher schreiben würde, hätte ich nie gedacht. Cooles Gefühl. Aber warum gerade jetzt und warum gerade das Thema „Fremdgehen“?
Barbara Messer und Dr. Frank Hagenow haben es auf den Punkt gebracht. „Wir leben in besonderen Zeiten, die uns Menschen und unser Leben verändern. Diese Veränderungen möchten verstanden werden. Es heißt nicht umsonst: „Aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.“ Die Steine im Alltag und auf dem Lebensweg sind eine Einladung in die Reflexion, in das Sinnen und die Fantasie. Aus einem schwarzen Handschuh, der am Wegesrand liegt, wird plötzlich ein Krimi. Aus einer Liebeserklärung wird ein Gedichtband und aus einem ganz persönlichen Anliegen, kann ein Buch werden.“
Das Schreiben war für diese Zeit der Heilung extrem wertvoll. Angefangen habe ich mit einem Tagebuch. Ich habe alles runter geschrieben, was mich beschäftigt hat. Ich habe meinen Mann mit allen Worten belegt, die ich so nie aussprechen würde. Ich habe geflucht, gewütet und ihn mit Worten in der Luft zerrissen. Seiner Trulla erging es noch schlechter. Ich habe mir förmlich meine Gedanken und Gefühle von der Seele geschrieben. Ich habe mir aber auch Fragen gestellt, mich hinterfragt, mich bemitleidet und getröstet. Manchmal fühlte sich das Schreiben an, als würde ich wie in Harry Potter die Gedanken aus meinem Kopf in ein Denkarium auslagern, in meinen Fall ist das Denkarium ein ipad. Ein sehr geduldiges ipad und wasserfest, wie sich herausstellte. Es hat alles jede Träne geduldig ausgehalten.
Anfangs schrieb ich mehrmals täglich. Dann nur noch täglich und als es mir langsam besser ging, nur noch, wenn mir danach war. Der letzte Eintrag war im August 2021. Manchmal blättere ich zurück und erinnere mich schmerzlich an diese Zeit. Manchmal freue ich mich aber auch, dass das alles der Vergangenheit angehört. Es hat sich gelohnt, alles aufzuschreiben.
Wenn wir schreiben, so Messner und Hagenow,
- führen wir einen Dialog mit uns selbst,
- erweitern wir unsere Gedanken,
- vertiefen wir unser Wissen,
- werden wir zur Expertin oder zum Experten unseres Themas,
- beruhigen wir unsere innere Welt oder regen sie an.
Für mich war dieses Schreiben kostbare Zeit für mich selbst. Aber es war noch sehr viel mehr. Ich hörte meine eigenen Gedanken, meine inneren Stimmen. Es war wie Selbstcoaching. Eine perfekte Reflexion. So entstand die Idee, ein Buch zu schreiben.
Schreiben ist übrigens auch Teil der Verhaltenstherapie. Tagebuch als Therapieform. Probiert es doch einfach mal aus. Schreibt euch eure Gedanken von der Seele.
Gabal-magazin.de, Warum Sie gerade jetzt ein Buch schreiben sollten, Barbara Messer und Dr. Frank Hagenow, aufgerufen am 10. November 2021